Wie gelingt das Miteinander? Welche Potenziale kann es freisetzen? Im Stück ENTRE DEUX folgen wir zwei Protagonist*innen in einem akrobatischem Tanz beim Vermessen ihrer Möglichkeiten, beim Umarmen von Gelegenheiten, beim Ausloten ihrer Grenzen und beim Balancieren ihrer Wünsche. Dafür verwandeln sie eine Tischtennisplatte im öffentlichen Raum zu ihrer 360-Grad-Bühne.
Für das Performancestück ENTRE DEUX erkunden wir einen alltäglichen Ort, ein omnipräsentes urbanes Objekt, das sich in jedem Stadtteil, auf jedem Spielplatz und Schulhof findet. In einem Tanzstück für zwei Personen dient uns die Tischtennisplatte, die in vielerlei Formen und Farben im städtischen Raum anzutreffen ist, und die unmittelbare Fläche um sie als 360-Grad-Spielort.
Das Stück beginnt mit dem Auftritt der beiden Protagonist*innen, die sich den Raum vermessend, durch das Publikum bewegen, welches sich rings um die Platte befindet. Sie übertragen die Abstände zwischen den Menschen in ihr eigenes Körpermaß: sieben Fuß, eine Elle, zwei ausgebreitete Arme, ein gestrecktes Bein. Dadurch machen sie den Raum um sie, für sich selbst erfahrbar und übersetzen ihn in ihre Körpersprache. Sie können sich so in der Welt verorten. Auf diese Weise entwerfen sie eine Art Karte des Publikums und kreieren durch ihre Positionierung sichtbare Verbindungen zwischen den anwesenden Personen.
Ihr Weg führt sie aus der Peripherie und entgegengesetzten Richtungen in das Zentrum, das durch die Tischtennisplatte markiert wird. Dort angekommen vermessen sie die Platte und übersetzen die Maße des Tisches ebenfalls in ihre Körpersprache. Dabei nähern sie sich dem Netz, das sie voneinander trennt und treffen schließlich auf ein unbekanntes Gegenüber.
Anfangs noch zögerlich, doch dann mit aufrichtiger Offenheit und Neugierde wird die gegenseitige Entdeckung des Gegenübers zum Spiel: ein Spiel der Nachahmung, der Wiederholungen, der Rhythmen. Nach und nach bauen sich Kontakt und Vertrauen auf und die physische Distanz zwischen den beiden Körpern verschwimmt in einer Reihe von Bewegungen, bei denen die Körper gehoben, getragen und balanciert werden und in einem stetigem Fluss scheinbar immer mehr ineinander übergehen. Das alles zunächst begrenzt durch die Fläche der Tischplatte. Gemeinsam entdeckt das Duo den Raum, der sie umgibt neu. Durch ihre Kooperation werden die Möglichkeiten des Experimentierens vervielfacht. Jeder Winkel der Platte wird zu einem weiteren Ort der Verständigung, einem Spielfeld, auf dem sich die Regeln ständig erweitern und neu gesetzt werden.
Das choreografische Material speist sich dabei aus Bewegungen von Art du Déplacement/Parkour, Partnering, Akrobatik, Tanz, dabei insbesondere Lindyhop/Swing, und Elementen der Körperpercussion sowie den Überschneidungen und gegenseitigen Inspirationen, die im Prozess entstehen. Hinzu kommt die Entwicklung neuer oder abgewandelter Bewegungen durch das Anpassen an den begrenzt zur Verfügung stehenden Raum. Das Stück ist als Draußenperformance angelegt und kann überall dort gezeigt werden, wo es eine intakte Tischtennisplatte gibt.
So wie die Distanz zwischen den beiden Performernden in einen Aktionsraum mit endlosen Möglichkeiten verwandelt wird, soll die Distanz zwischen den Personen im Publikum in einen kollektiven Spiel- und Erfahrungsraum verwandelt werden. Mit der Performance Entre Deux möchten wir einen Raum kreieren, in dem das gesellschaftliche Miteinander exemplarisch erprobt werden kann. Durch die dargestellte Annäherung und das Miteinander-ins-Spiel-kommen soll auch das Publikum dazu anregt werden, in Kontakt zu treten. Was könnte da besser sein als ein gemeinsames Spiel dessen Regeln alle kennen, um sich bekannt zu machen? Am Ende der Vorstellung sind alle eingeladen einer gemeinsamen Partie Rundlauf, um so spielerisch die Distanz zu brechen und in Austausch zu treten.